Ein Weihnachtsgruß

Es war einmal ein Mann. Er besaß ein Haus, einen Ochsen, eine Kuh, einen Esel und eine Schafherde. 

Der Junge, der die Schafe hütete, besaß einen kleinen Hund, einen Rock aus Wolle, einen Hirtenstab und eine Hirtenlampe. Auf der Erde lag Schnee. 

Es war kalt und der Junge fror. Auch der Rock aus Wolle schützte ihn nicht. „Kann ich mich in deinem Haus wärmen?“, bat er den Mann. 

„Ich kann die Wärme nicht teilen. Das Holz ist teuer“, sagte der Mann und ließ den Jungen in der Kälte stehen. Da sah der Junge einen großen Stern am Himmel. Was ist das für ein Stern?, dachte er. Er nahm seinen Hirtenstab, seine Hirtenlampe und machte sich auf den Weg. „Ohne den Jungen bleibe ich nicht hier“, sagte der kleine Hund und folgte seinen Spuren. 

„Ohne den Hund bleiben wir nicht hier“, sagten die Schafe und folgten seinen Spuren. 

„Ohne die Schafe bleibe ich nicht hier“, sagte der Esel und folgte ihren Spuren.

„Ohne den Esel bleibe ich nicht hier“, sagte die Kuh und folgte seinen Spuren.

„Ohne die Kuh bleibe ich nicht hier“, sagte der Ochse und folgte ihren Spuren. 

Es ist auf einmal so still“, dachte der Mann, der hinter seinem Ofen saß. Er rief nach dem Jungen, aber er bekam keine Antwort. Er ging in den Stall, aber der Stall war leer. Er schaute in den Hof hinaus, aber die Schafe waren nicht mehr da. „Der Junge ist geflohen und hat alle meine Tiere gestohlen“, schrie der Mann, als er im Schnee die vielen Spuren entdeckte. Doch kaum hatte der Mann die Verfolgung aufgenommen, fing es an zu schneien. Es schneite dicke Flocken. 

Sie deckten die Spuren zu. Dann erhob sich der Sturm, kroch dem Mann unter die Kleider und biss ihn in die Haut. Bald wusste er nicht mehr, wohin er sich wenden sollte. Der Mann versank immer tiefer im Schnee. 

„Ich kann nicht mehr!“, stöhnte er und rief um Hilfe. Da legte sich der Sturm. Es hörte auf zu schneien und der Mann sah einen großen Stern am Himmel. Was ist das für ein Stern?, dachte er. Der Stern stand über einem Stall, mitten auf dem Feld. Durch ein kleines Fenster drang das Licht einer Hirtenlampe. Der Mann ging darauf zu. Als er die Tür öffnete, fand er alle, die er gesucht hatte, die Schafe, den Esel, die Kuh, den Ochsen, den kleinen Hund und den Jungen. Sie waren um eine Krippe versammelt. In der Krippe lag ein Kind. Es lächelte ihm entgegen, als ob es ihn erwartet hätte. „Ich bin gerettet“, sagte der Mann und kniete neben dem Jungen vor der Krippe nieder. Am andern Morgen kehrten der Mann, der Junge, die Schafe, der Esel, die Kuh, der Ochse und auch der kleine Hund wieder nach Hause zurück. Auf der Erde lag Schnee. Es war kalt. „Komm ins Haus“, sagte der Mann zu dem Jungen, „ich habe Holz genug. Wir wollen die Wärme teilen.“

Max Bolliger

Es geht wieder los, diese Zeit, von der man jedes Jahr genau weiß, dass und auch, wann sie kommt, aber die dann doch plötzlich und unerwartet vor der Tür steht. Advent und Weihnachten. Jetzt sind wir gerade mittendrin. 

Eine Zeit, in der wir eigentlich zur Ruhe kommen sollen und warten. Auf die Ankunft Jesu Christi. 

Und trotzdem wird es jedes Jahr die Zeit, in der so viel ansteht, wie sonst kaum. 

Die Geschenke wollen besorgt werden, es stehen zahlreiche Weihnachtsfeiern an, man verabredet sich zum gemeinsamen Bummel auf dem Weihnachtsmarkt und plant schon das Fest mit den Lieben. Also kaum Zeit, zum Durchatmen und Besinnen. 

Und doch sind diese Ruhepausen so wichtig. Für uns selbst, dass wir den Blick für das große Ganze nicht verlieren. Und auch für unsere Beziehung mit Gott, die nicht nur beim Heiligabendgottesdienst besteht. 

Also denken Sie bei all dem Stress und Trubel in den kommenden Tagen auch daran kurz innezuhalten. Bei einem Getränk auf dem Weihnachtsmarkt oder dem Lieblingsfilm abends auf dem Sofa.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine ruhige und gesegnete Weihnachtszeit!

Silvia Lüddecke

Eine Weihnachtskrippe